Qualitätsjournalismus?
Was bedeutet Qualitätsjournalismus? Darf man heutzutage eigentlich noch sagen, was man denkt? 63% der Deutschen glauben, man müsse sehr aufpassen, wenn man seine Meinung öffentlich äußert* (*Titel der aktuellen Zeitausgabe 45/2019).
Freie Meinungsäußerung ist derzeit ein viel diskutiertes Thema, genauso wie Qualität und Werte im Journalismus. Das machte sich auch das 54. Werteforum im Haniel Museum in Duisburg zum Thema: „Werteorientierter Journalismus: Vom Postulat zur gelebten Wirklichkeit“.
Als Förderer der Wertekommission war Al Dente vor Ort und hat die Podiumsdiskussion verfolgt – mit Andrea Rexer (Ressorleiterin Unternehmen&Märkte beim Handelsblatt), Dr. Rainer Esser (Geschäftsführer der ZEIT-Verlagsgruppe), Dr. Michael Ilgner (ehem. Profi-Wasserballer und Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Deutsche Sporthilfe) und dem Gastgeber Franz Haniel selbst.
Auf dem Speicher vom Haniel-Museum – dem ältesten Gebäude des Ruhrorts – wurde viel über unsere aktuelle Pressequalität diskutiert. Dabei wechselte die Perspektive zwischen journalistischer und unternehmerischer Sicht. Diskussionspunkte waren unter anderem:
- Verschlossenheit: Je verschlossener eine Organsiation/ein Unternehmen ist, desto kritischer stehen die Medien dem gegenüber. Sollte man Brücken bauen? Sich als Unternehmen öffnen? Transparenz zeigen?
- Transparenz: Je transparenter man hingegen mit Medien umgeht, desto geringer ist auch die Gefahr, reiner Spekulation ausgesetzt zu sein. Außerdem hat es Vorteile fürs Employer Branding, da auch High Potentials durch die Medienpräsenz angesprochen werden
- Sensations-Berichterstattung: Was hilft Familienunternehmen die Berichterstattung? Geschäftsberichte sind frei zugänglich, doch meistens werden Stories gesucht, gute Geschichten, mit Sensationswert – was für Unternehmen auch unangenehm sein kann, oder nicht immer nur auf Fakten basiert.
- Technologisches Know-How: Technologische Themen sind in den Medien stark nachgefragt. Gerade im Mittelstand liegt großes Potential, von (deutschen) Weltmarktführern zu lesen und lernen. Oft bleiben Journalisten die Türen zu diesem Wissen bisher noch verschlossen.
- Respekt: Als wichtigster Wert wurde von beiden Seiten (Journalisten und Unternehmern) Respekt festgehalten. Journalisten sollen respektvoll kritisch sein, und im Sinne des Qualitätsjournalismus ihre Infos mit Fakten und Analytik unterlegen. Und Unternehmen ermöglichen mit einem respektvollen Presseumgang und Weitergabe von Informationen mehr Transparenz und Wahrheit.
Als Fazit der Veranstaltung haben wir mitgenommen, dass es noch nie so viele Redakteure in unseren Medienhäusern wie derzeit gab (Angabe der F.A.Z., des Handelsblatts, der ZEIT), die sich um eine hoch qualitative Berichterstattung bemühen. Und das darin auch für Unternehmen eine große Möglichkeit liegt, Sachverstand zu transportieren und zu Transparenz in der Medienlandschaft beizutragen.
Die Wertekommission setzt sich seit 14 Jahren dafür ein, mehr Wertebewusstsein in Wirtschaft und Gesellschaft zu schaffen.
Durch regelmäßige Veranstaltungen, Kampagnen und Führungskräftebefragungen erforscht die Initiative von Führungskräften der Wirtschaft das gegenwärtige Meinungsklima, und spiegelt es transparent wider.
In der aktuellen Führungskräftebefragung 2019 ist als wichtigster Wert deutscher Führungskräfte Vertrauen genannt. Dieser Wert hat seit drei Jahren die Spitzenposition inne und wird gefolgt von Verantwortung, Integrität und Respekt.