Al Dente

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Clubhouse – was ist das?

Gespräche über Trash-TV, die neuesten Promi-Infos oder Experten-Runden über komplexe wirtschaftliche Themen – all das sind Inhalte, die man auf der neuen App Clubhouse findet. Wie so oft tauchte vor einigen Wochen plötzlich diese mysteriöse App auf und auf einmal ist der Hype groß. Alle sprechen von DEM neuen Social-Media-Tool. Doch die Meinungen spalten sich.

 

WARUM DER HYPE?

Ob die App wirklich was kann oder lediglich so lange cool und hip ist, bis sich die ersten Promis dort wieder verabschieden, weiß gerade niemand so wirklich. Das Konzept ist fragwürdig. Wer als Mitglied beitreten möchte, braucht eine Einladung durch einen Kontakt. Das schafft gleich mal Barrieren und schließt Menschen aus, denn nur, wer wen kennt, der wen kennt, hat aktuell überhaupt Chancen, sich dem Hype anzuschließen. Momentan ist Clubhouse ein ganz exklusiver Ort, an dem sich hauptsächlich Berühmtheiten oder „Normalos“ mit besonders vielen Bekannten tummeln. Das soll sich in Zukunft ändern. Vermutlich dann, wenn genug Aufmerksamkeit erregt wurde, dürfen sich auch Menschen mit weniger Vitamin B ohne spezielle Einladung registrieren. Eine erfolgreiche Marketingstrategie ist das allemal, denn funktionieren tut sie offensichtlich.

DAS GEWÖHNUNGSBEDÜRFTIGE KONZEPT

Auf den ersten Blick ist die App verwirrend. Neben der Tatsache, dass man bei der Registrierung bereits aus gefühlt 1000 persönlichen Interessen wählen kann, zu denen man sich Gespräche anhören möchte, verlangt die Anmeldung auch direkt Zugriff auf die persönlichen Kontakte. So findet man schon zu Beginn diejenigen aus dem Adressbuch, die ebenfalls auf der Plattform vertreten sind. In sogenannten Rooms können Gruppen von Personen sich dann verabreden, um über bestimmte Themen zu sprechen. Dabei können ihnen die User zuhören und, wenn sie Glück haben, auch mal Fragen stellen oder mitmischen. Die Rooms sind an Themenvielfalt nicht zu überbieten. Im einen redet Joko Winterscheidt über seine Show und 800 Menschen hören zu, darunter auch kleinere oder größere Berühmtheiten wie Mats Hummels, Thomas Gottschalk oder der neue Bachelor Niko Griesert. Im nächsten Room tauschen sich Videographer ganz locker und privat über ihre Techniken aus. Die Idee dahinter ist eigentlich simpel: Podcast, aber mit Interaktion. So ist man hautnah bei den Pläuschen seiner Idole dabei. Wenn ich mich per Emoji-Handzeichen melde und der Host mich zu Wort kommen lässt, darf ich sogar auch meinen Senf dazugeben. Das schafft einen gewissen Reiz, besonders dann, wenn sich hunderte von Hörern im Room aufhalten. Bei Anmeldung erhält der Nutzer zwei eigene Einladungen, die er wiederum handverlesen an zwei Auserwählte in seinem Bekanntenkreis verteilen kann. Hier fängt das große Grübeln an: Wer hat es verdient, eine meiner kostbaren Invites zu erhalten? Per Link dürfen die Glücklichen dann ebenfalls der Hype-App beitreten.

DER GROSSE AUFTRITT – UND DANN?

Witzig wird es vermutlich dann, wenn Clubhouse keine Privilegierten-App mehr ist, sondern sich jeder dort anmelden kann. Denn aktuell sind die Zuhörer pro Room auf maximal 5000 begrenzt. Wie es dann weitergeht, steht noch in den Sternen. Klar ist jedoch, dass das auf lange Sicht schwierig werden könnte. Die Nachteile von Clubhouse sind nicht gerade klein. Zu den persönlichen Einladungen kommt derzeit noch hinzu, dass die App nur für Apple-Nutzer funktioniert. Wann sich das ändern soll ist sowohl für die Invite-Funktion als auch für die unterstützten Betriebssysteme noch unklar. Und ein weiterer Aspekt bereitet Experten Sorgen: Noch ist zwar auf der Exklusiv-Plattform von Hass und Hetze nichts zu sehen, doch auch das könnte sich künftig mit der erhöhten Nutzerzahl ändern. Ob Clubhouse sich langfristig halten kann, bleibt also anzuzweifeln. Mit Sicherheit werden einige Änderungen folgen, um die App zukunftstauglicher zu gestalten. Dazu herrscht bis dato noch eher Schweigen, weshalb es spannend bleibt. Ob die Nachteile früher oder später überwiegen werden, kann man zum jetzigen Zeitpunkt nur spekulieren.

CLUBHOUSE FÜR UNTERNEHMEN

Als Filmagentur haben wir uns selbstverständlich auch gefragt, ob sich Clubhouse nicht als Kommunikationskanal für Expertengespräche rund um die Themen Imagefilm, Unternehmensfilm oder Erklärfilm anbieten könnte. Doch Experten raten ab. Nicht ohne Grund steht die App wegen ihrer Datenschutzrichtlinien unter scharfer Kritik. Die AGB der Hype-App gestatten die geschäftliche Nutzung nämlich nicht. Somit ist unklar, wo die Grenzen sind. Ein Gespräch mit Kollegen außerhalb der Arbeitszeit wird wohl kaum strafbar sein, jedoch ist von der kommerziellen Nutzung durchaus abzuraten. Hinzu kommt der Zugriff auf die Telefonkontakte, der im Unternehmenskontext hinsichtlich der Datenweitergabe-Verordnung ebenfalls fraglich ist. Wir bleiben erstmal also lieber bei TikTok, einer Plattform, die tatsächlich großes Potenzial für Unternehmen bietet. Dazu gibt es hier übrigens auch schon einen Blogpost.

 

FAZIT – MAL ABWARTEN

Mit Sicherheit bietet Clubhouse einige Vorteile und kann, privat genutzt, durchaus interessant sein. Die viele Kritik ist jedoch nicht unbegründet. Generell wird sich insbesondere auf lange Sicht zeigen, wie standhaft die App wirklich ist. Den kurzen Hype erlangen viele, entscheidend ist jedoch, wer auch wirklich bleibt. Wir sind gespannt, wie es weitergeht und ob sich dieses Konzept wirklich langfristig gegen die Konkurrenz durchsetzt.
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